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Gedanken zum 16.Februar 2007 - von Dorise

HEUTE VOR EINEM JAHR……… wie oft habe ich das in den letzten Wochen gedacht.  Frank und ich hatten herrliche Erlebnisse und haben wunderbare Menschen getroffen.

16. Februar, heute vor einem Jahr…….

Frank hat mich um 01.30 Uhr morgens südafrikanischer Zeit angerufen: „Es ist alles ok, Gommi ist voll getankt, alles ist gecheckt, um 03.00 Uhr kommt das Taxi. Ich hab’ Dich lieb, rufe an wenn ich in Dakar gelandet bin“.  Wie immer habe ich dann einen guten Flug gewünscht und den Satz „flieg vorsichtig!“ auch nicht vergessen. 

Nach einer unruhigen Nacht bin ich dann früh um 07.00 auf den Golfplatz gegangen – ein bisschen unkonzentriert, denn ich habe immer an Frank gedacht und oft zum Himmel hoch geschaut. Nach der Runde, gegen 12.00 Uhr,  saßen wir vor dem Clubhaus, und meine Mitspieler haben natürlich interessiert nach Frank gefragt. „Wie sieht denn die Rettungsinsel aus?“.
Frank und ich hatten kurz vor der Reise die neueste Technologie erworben. Die Insel wurde umgeschnallt wie ein Korsett, im Wasser wurde sie aufgeblasen und war dann vergleichbar mit einem Schlafsack, der sogar einen Windschutz für Wellen hatte. Es war makaber, aber ich habe die Insel sogar scherzhaft mit einem schwimmenden Sarg verglichen – und wusste nicht, dass dieser Vergleich bereits in diesem Moment zutraf.  

Ivan aus dem Proshop kam und hockte sich vor mich „Du sollst sofort Deine Tochter anrufen, es ist ein Signal losgegangen...“ Meine knie wurden weich, denn mir war sofort klar: Frank war im Wasser.  Wie gelähmt bin ich nach Hause gefahren und hatte dann sehr schnell durch Malaika und Silke Gewissheit. Der Emergency  Locator von Gommi hatte in England Alarm geschlagen.  Die beruhigende Nachricht war….“das passiert schon mal, muß nichts ernstes sein“. Diese Hoffnung wurde dann aber bald zunichte gemacht, denn Franks supermodernes GPS sendete ebenfalls die Notfrequenz. 

Die Telefone liefen heiß  - schließlich erfuhren wir über die Notwasserlandung vor der Insel Fernando de Noronja. Es wurden zwei Flugzeuge und Boote zur Suche losgeschickt.  Ein neues Telefonat – die Flugzeuge haben eine Rettungsinsel geortet, aber es rührt sich nichts – kann man aus der Insel heraus ein Signal geben??? Das wusste ich auch nicht.  

Mittlerweile war es 16.00 und meine holländischen Freunde Ank und Adam waren eingetroffen. Das Warten war entsetzlich. Um 18.00 Uhr kamen Elke undPeter, um mich zum Konzert abzuholen. Wir haben gewartet und gehofft. 

Um ca. 19.00 kam ein Anruf von Search & Rescue aus Münster/Deutschland. Eine sympathische Männerstimme teilte mir mit:  „Frau Hettlich, wir haben im Internet über Sie und Ihre Familie recherchiert. Sie sind eine sehr außergewönliche Familie mit einem tollen Mann und Vater an der Spitze, und es freut mich Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr Mann lebt! Er hat Atembechwerden, geht jetzt auf die Insel ins Krankenhaus, morgen wird er aufs Festland transportiert und in einigen Tagen haben Sie ihn wieder. Wir freuen uns mit Ihnen und Ihrer Familie“.  

Die Freude in Südafrika war riesengroß. Der Champus  floss, wir waren alle so erleichtert. Kurzfristig hatte ich sogar überlegt, doch noch mit ins Konzert zu gehen. Meine Freunde sind dann nach Hause gegangen. 

Claudia hatte an diesem Freitag Dienst in Blackpool. Um sie auf dem Weg nach Hause nicht zu gefährden hatte ich nur mit Robin gesprochen – wie schön, jetzt hatten wir Claudia unnötige Ängste erspart. 

Aber es war noch nicht aller Tage Abend.  Eine halbe Stunde später war Malaika am Telefon. Ich konnte sie kaum verstehen. Sie hatte die schwerste Aufgabe ihres bisherigen Lebens zu erfüllen, sie musste mir sagen: „Mutti,…Papa ist tot“. Nie mehr werde ich ihre Stimme vergessen.

Unsere Familie, Malaika, Bianca, Claudia und ich hatten unser  stärkstes Mitglied verloren.  Die Trauer und der Schmerz waren unermesslich. Robin  hatte die schwere Aufgabe Claudia zu informieren und ich rief Bianca in Texas an.  

Ich war alleine in Südafrika, Malaika brauchte 24 Stunden und Bianca 48 um zu kommen.In dieser Nacht habe ich alle Fenster geputzt – die Trümmer meines Lebens vor Augen. 

Aber aus Trümmern kann man Neues bauen. Malaika und Bianca kamen, meine Freunde in Südafrika waren großartig (das werde ich niemals vergessen), Claudia und Robin haben alle Formalitäten von England aus geregelt.   Als die Famlie nach Brasilien flog um Frank zu holen, haben mich Steve und Peggy in ihr Strandhaus eingeladen. Ich hatte etwas Angst - wie würde ich reagieren beim Anblick des Meeres? Wir saßen spät abends draußen und plötzlich fing das Meer an zu leuchten, als wenn Millionen von Kerzen angezündet worden wären. Steve nahm meine Hand und sagte leise: „diese Kerzen brennen alle für Frank“. Ich habe dann meinen Frieden mit dem Meer geschlossen. 

Ein ganz besonderer Dank geht an Robin. Er hat Frank für uns in Brasilien identifiziert. Ich bin sehr froh darüber, denn sonst würde ich immer noch glauben, er käme zurück. Bianca, Malaika und ich haben wenige Wochen später die gleiche Maschine über unser Haus fliegen sehen, sie flog die gleichen Runden wie Frank es immer tat und als wir winkten, wackelte sie mit den Flügeln.  Dank Robin wussten wir, es war nur ein Gruß von Frank. 

Heute – ein Jahr später – sind die Trümmer aufgebaut. Frank ist nicht fort, er ist im Zimmer nebenan – wir reden mit ihm und er hilft uns.  Wir haben von ihm gelernt positiv zu leben – wir haben unendlich viele Lebenserinnerungen, er hat uns die Welt gezeigt, und wir freuen uns über die langen guten Jahre die wir gemeinsam hatten.  

Eine Familie lebt weiter, wir sind wieder glücklich – auch wenn er uns fehlt, und wir ihn sehr vermissen. 

Am 16. Februar 2007 habe ich, Dorise Hettlich, ein zweites Leben geschenkt bekommen. Franks letzte Gedanken waren: Dorise ist bei den Kindern… Ich werde dieses zweite Leben nutzen und mich über alles freuen, besonders über  Franks Erbe: Claudia mit Robin,Bianca und Malaika. 

Dorise 

Die angehängten Bilder sind von Franks Kamera, die er immer bei sich hatte.  Es war sein letzter Sonnenaufgang.

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Frank kurz vor Abflug in Natal

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Das letzte Foto

 
 
     
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