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Das Doppelleben von Dr. Frank Hettlich
Von Dorise Hettlich.

 Liebe Familie, Freunde und Patienten. 

Für alle hier Anwesenden – besonders unsere Patienten, die unsere Familie nicht so genau kennen, möchte ich gerne etwas über meinen Mann erzählen, vor allen Dingen über seine Leidenschaft zur Fliegerei.  Wir sind 40 Jahre verheiratet und haben 27 Jahre lang unsere Praxis zusammen geführt. Viele von Euch haben erlebt, wie er nach Abschluß der Behandlung immer die „Chefin“ gesucht hat (meistens war sie dann gerade nicht da). Unsere Patienten mochten Dr. Hettlich und haben seine Qualifikation und seine Menschlichkeit geschätzt. Die vielen Briefe und Einträge im Internet haben mich sehr berührt.Ich habe in Südafrika alle zwei Stunden nachgeschaut, ob neue Briefe da waren. Dann habe ich geweint, aber es hat sehr geholfen, und ich habe mich über den beruflichen und vor allem über den menschlichen Erfolg von Dr. Frank Hettlich gefreut. Danke! 

Dann gab es aber neben Dr. Frank Hettlich auch noch „Fränk“.Wo immer er außerhalb der Praxis auftauchte war er „Fränk“.Vor 27 Jahren hat Fränk den Flugschein gemacht, es wurde die Hett-linie gegründet: Kein Flug ohne Claudia, Bianca, Malaika und natürlich Mutti. Malaika war gerade 4 Wochen alt, da ging es schon nach Jersey. Als sie laufen konnte sind wir einmal um die USA geflogen. Ich erinnere mich noch an die Rocky Mountains – man waren die hoch. „Fränk“ hatte immer eine große Weltkugel im Kopf. Nach den USA stand Australien auf der Liste. Wir sind kreuz und quer durch Australien geflogen – manchmal ohne Funkkontakt, weil es mitten in der Wildnis war. Wenn „Fränk“ seine Flugplanung machte und stundenlang verschwand, dann haben wir vier Frauen geduldig auf einem Stück Pappe auf dem Flugplatz gesessen und das einzige Buch gelesen, was wir aus Gewichtsgründen mitnehmen durften. Das Buch wurde auseinander genommen, damit wir alle lesen konnten. (Manchmal haben wir auch ein bisschen gemogelt und hatten noch ein zweites). 

Nach Australien kam dann Afrika. Zuerst Namibia, später Südafrika.Nach Kapstadt sind wir lange nicht geflogen, denn unsere Kinder  waren immer dabei und in unseren Sommerferien ist dort Winter.Dann war es soweit, Kapstadt stand auf der Liste. Auf dem Weg dorthin fiel erst mal die Tür vom gecharterten Flugzeug, dann sprang es nicht an. Letztendlich ging es dann aber doch los, und Kapstadt lag bei der Landung im Lichtermeer zu unseren Füßen.Das war der Anfang einer großen Liebe. Klar, jetzt mussten wir auch mal von Deutschland nach Kapstadt selber fliegen; das war spannend. Der erste Flug ging über die Ost-Route und es gab zum Angewöhnen nur ein bisschen Wasser - und ein bisschen Wüste. Als wir im Anflug von Lilonge/Malawi waren fragte der Kontroller: „Bist Du Fränk?“  Ich konnte es nicht fassen. Dann kam die Westküste. Wir sind mehrfach quer über die Sahara geflogen und waren dann auch mal in Timbuktu.Die Grenzbeamten kannten mittlerweile die Delta - Golf Oscar Mike Mike (D-GOMM). „Aha, da kommt Fränk“. Und schon wurde wieder gelacht und gewitzelt, auch wenn es teilweise harte Arbeit war, mit Handpumpen die Maschine aufzutanken. 

Vor einigen Jahren bekamen wir eine Einladung nach Wien zum Earthrounder-Treffen. Das ist eine besondere Spezies von Menschen, die mit ihren kleinen Maschinen um die Welt fliegen. „Fränk“ hatte Sternchen in den Augen. Das war eine neue Dimension, und wir hatten ja schon geübt. Der Atlantik von Dakar nach Brasilien war ja schon erflogen, von Labrador über Grönland, Island nach England zu Claudia war auch schon gemacht, also:   „Dorise, das machen wir auch“! Die Planungen waren sehr umfangreich, ich hatte viel Zeit meine wunderbaren Rechnungen zu schreiben, denn mein Perfektionist war abgetaucht in ein Welt von Karten besorgen, ausrechnen und abwägen, was geht und was geht nicht, die Maschine herrichten usw. Die Earthrounder sind wie eine zweite Familie. Alle helfen mit, dass die Flugunternehmen erfolgreich sind und schwuppdiwupp hat man Freunde in der ganzen Welt.  

Dann haben wir es erfolgreich gemacht und ich kenne seither den Unterschied zwischen Mann und Frau. „Frau“ nimmt Abschied von den Kindern, organisiert die Praxis, gibt Aufträge an Silke. „Mann“ fragt sich „was soll das?“ meine Maschine ist perfekt und meine Vorbereitungen sind perfekt, also: ab die Post! Wir sind als Nummer 42 in 100 Jahren Fliegerei in einer zweimotorigen Maschine  in 60 Tagen um die Welt geflogen und immer wenn ich über Wasser Angst hatte hat Fränk gelacht: „die Maschine weiß doch gar nicht, dass hier Wasser ist“. Er war sehr stolz auf seine Leistung und ich bin es auch. Wenige Menschen haben die Courage, eine solche Reise durchzuführen. Wir waren uns beide einig, wir würden es wieder machen, dann mit mehr Zeit. 

Aber der begeisterte Flieger hatte schon ein neues Ziel: Südamerika war noch unentdeckt und die Falklandinseln sowie die Antarktis lockten. Packen wir es an! Nach einem gemeinsamen Weihnachtfest flogen die abenteuerlustigen Eltern mal wieder davon und ließen die Kinder mit einer großen Landkarte zurück. Aber dieses Mal war alles anders. Ich war unruhig, ich hatte plötzlich Angst. Auf der ersten Strecke hatte ich Atemprobleme, die sich bei jedem Flugabschnitt wiederholten. Wir beschlossen dann, dass ich die Atlantikstrecke mit der Linie fliege. War das Vorsehung? Ich glaube, ich war einfach noch nicht an der Reihe, denn normalerweise wären wir natürlich zusammen geflogen. Von Kapstadt nach Deutschland, dann nach Dakar, Brasilien, Argentinien, auf die Falkland Inseln und nach Chile. Wir konnten nicht in die Antarktis fliegen, denn man braucht eine riesige Menge an Genehmigungen. Wir sind dann mit einer Herkules Militär Maschine aus Uruguay geflogen. Ich weiß genau, Fränk ist nur dorthin geflogen, um auszuchecken wie es ist. Das war ein neues Ziel. 

Wir haben auf diesem Flug die schönsten Stellen der Erde gesehen,auf dem südlichsten Golfplatz der Welt gespielt und die unglaublichsten Menschen kennengelernt.  Immer wieder wurden wir gleich mit Namen begrüßt „Hallo Fränk und Dorise, willkommen am Ende der Welt, willkommen in Feuerland, willkommen in Valdivia, willkommen in Buenos Aires oder in Brasilia.“Wir hatten viele helfende Hände und haben sehr viel Hochachtung vor unseren fliegerischen Leistungen erfahren. In Buenos Aires habe ich Abschied von Fränk genommen. Menschen wie er und ich lassen nichts offen, das lernt man in der Fliegerei.Wie dankbar bin ich jetzt dafür.  

Die letzte Etappe ist uns allen bekannt. Fränk hat bis zu letzten Minute eine außergewöhnliche Perfektion gezeigt, aber seine Zeit war abgelaufen. Unser Alterssitz war zum größten Teil für Südafrika geplant. Fliegen ist hier noch grenzenlos.  Oft ist Fränk um das Kap der guten Hoffnung geflogen und manchmal haben auch Patienten aus Kleve aus dem Flugzeugfenster gewunken. Südafrika ist unser kleines Paradies. Unsere erste kleine Schule ist fertig, das nächste Projekt schon in der Röhre. Jetzt werden wir alle zusammen „Frank’s Heaven“ – einen Township Kindergarten – verwirklichen! Der Kindergarten wird wunderschön und vielleicht können wir nebenan noch eine Schule bauen (Malaika meinte, dass wäre dann „Frank’s Hell“). 

Unsere Liebe zum schwarzen Kontinent hat dazu geführt, dass Frank seinen letzten Flug in Afrika angetreten hat. Unser Lieblingsberg, der „Mount Dorise“ war sein letztes Flugziel. Wir haben sein Leben auf dem Flughafen von Stellenbosch gefeiert. Unsere vielen Freunde haben mitgeholfen, dass es eine Abschiedsparty wurde. Malaika hat einen Überflug für ihren Papa gemacht, es stiegen Luftballons mit den letzten Grüssen auf, ein begeisterter Kinderchor hat mitgewirkt.Alle haben den Abschluß mit der von Fränk so geliebten Riverboat-Jazz-Gruppe und gutem Kapwein genossen. Wir werden Fränk nicht vergessen! 

Das Zweitliebste in seinem Leben war das Fliegen - das Liebste waren Dorise, Claudia, Bianca und Malaika.Das Zweitliebste hat ihn mitgenommen - für immer. Ein Fliegerfreund hat geschrieben: „Im Himmel gibt es nicht nur Engel sondern auch eine Landebahn und ein Fliegerstüberl wo wir uns alle treffen können, um schöne Erinnerungen auszutauschen.“Ich kann es mir genau vorstellen:Am Himmelstor hat Petrus gesagt: „Hallo Fränk, willkommen im Paradies!“Fränk hat gelacht und gefragt: „Wo kann ich den Flugplan machen? – Direktflug mit Delta – Golf Oscar Mike Mike auf Wolke Nummer 7“ 

Dorise Hettlich

 
 
     
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